Lange hat es gedauert, bis sie es angenommen haben, diese misstrauischen Ratten, die immer mehr werden und den Hühnern das Futter wegfressen. Aber jetzt, jetzt hat irgendeine von ihnen gewagt, von dem ausgelegten Giftfutter zu kosten und siehe da: Es scheint ihnen zu schmecken. Immer schneller sind die ausgelegten Portionen verschwunden und immer häufiger liegt irgendwo eine tote Ratte. Jegliche Skepsis dem angebotenen Zeug gegenüber ist gänzlich verflogen, sie wollen es unbedingt haben und sie fressen und fressen und fressen solange, bis die Hühner ihr Futter nicht mehr teilen müssen und - alle Ratten tot sind. In dem Rattengift sind spezielle Lockstoffe enthalten, die genau dafür sorgen, dass ausreichend große - nämlich tödliche - Mengen davon aufgenommen werden. Einmal nur ein ganz kleines bisschen probieren, würde der Ratte nicht schaden, wenn es nicht diesen unwiderstehlichen Drang nach »mehr« auslösen würde. Mitten in der »Fressphase« empfinden die Ratten mich als Wohltäter, weil ich immer so schön »nachlege«, und doch will ich nur eins: ihr möglichst gründliches Verderben.
Wie viele Menschen - ich weiß es leider auch von erschreckend vielen, die eigentlich als Christen bekannt waren - sind schon der Versuchung erlegen, auf schnelle Art und Weise den Lohn ihrer Arbeit zu vervielfältigen. Waghalsige Börsenspekulationen, unsaubere Geschäfte, Glücksspiele aller Art, das hat manchmal Menschen sehr reich - aber niemals glücklich gemacht. Die Wirkung all dieser Dinge ist haargenau so wie bei unserem Rattengift: Wer einmal damit angefangen hat, lässt nicht mehr davon, bis er finanziell und auch seelisch und leider auch geistlich vollkommen ruiniert ist. Erwin Kramer