Sie kennen doch bestimmt diesen Tischschmuck aus dem Erzgebirge. Oben dran ist ein großes Windrad, das von der heißen Luft brennender Kerzen angetrieben wird. Es dreht eine Achse, an der mehrere Stockwerke befestigt sind, auf denen Ochs und Esel, die Weisen aus dem Morgenland und die Hirten mit ihren Schafen stehen. In der Mitte der Hauptebene sieht man dann Joseph und Maria mit dem Jesuskind, an denen sich die Hirten vorbeibewegen.
Ja, sie bewegen sich immer im gleichen Abstand an dem Kind in der Krippe vorbei, einerlei wie lange die Reise dauert. Und sie sind bei all den Umdrehungen der Krippe nicht einen Millimeter näher gekommen. Sie scheinen nicht das geringste Interesse an dem Heiland der Welt zu haben; denn ihre Augen sind steif auf den jeweiligen Vordermann gerichtet.
Genauso verläuft Weihnachten für die meisten Menschen. Sie tun, was ihre Vorläufer taten. Sie halten Traditionen hoch; aber nach dem Kind in der Krippe blicken sie nicht. Dabei haben wir doch in unserer verdrehten, leidvollen Welt nichts nötiger als den menschgewordenen Gottessohn, der damals als kleines Kind erschienen war um uns zu erlösen!
Der gerechte Gott konnte angesichts unserer Sünde und Schuld nur zwei Dinge tun: uns alle vernichtender Strafe ausliefern – oder diesen ganzen großen Sündenberg sich selbst aufladen und zu sühnen, damit jeder, der ihn um Gnade bittet, von aller Schuld befreit wird. Aus lauter Liebe hat Gott sich in Gestalt des Kindes für das Letztere entschieden.
Wir sollten mit dem sinnleeren Drehen aufhören und uns dieser Gnade Gottes dankbar zuwenden!
Hermann Grabe