Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird. Denn euch ist heute ein Retter geboren, der ist Christus, der Herr.
Lukas 2,10-11
Es war dunkel und kalt, als die Hirten in Bethlehem bei ihren Schafen Wache hielten. Ihr Leben war hart, arbeitsreich und sicher oft freudlos. Umso erstaunlicher die Botschaft der Engel, die sie wie aus heiterem Himmel traf: »Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude.« Diese Nachricht bedeutete Licht in der Dunkelheit und Freude in der Traurigkeit. Nicht nur für die Hirten damals, sondern seitdem für unzählige Menschen.
Einer von ihnen war Johannes Falk (1768–1826). Der begabte Sohn eines frommen Perückenmachers aus Danzig hatte durch ein Stipendium sein Abitur nachholen können und Theologie studiert. Danach wohnte er in Weimar und war mit Goethe befreundet. Da er seinen kindlichen Glauben schon lange verloren hatte, war er nicht Pastor, sondern Schriftsteller. Seine Texte waren voller Spott und beißender Ironie. 1806 erlebte er die Besatzung durch Napoleon und war erschüttert von dem schrecklichen Leid, das über die Bevölkerung kam. Das Jahr 1813 wurde sein Schicksalsjahr: Vier seiner Kinder erkrankten an Typhus und starben, er selbst schwebte wochenlang zwischen Leben und Tod. In dieser dunklen Zeit merkte er, dass Spott und Satire ihm nicht weiterhalfen: Der Gottesleugner erinnerte sich an den Glauben seiner Eltern und fand zu seinem himmlischen Vater zurück.
Als Johannes Falk wieder genesen war, nahm er 30 Waisenkinder in sein Haus auf. Für sie dichtete er 1816 das bekannte Weihnachtslied: »O du fröhliche«. Bis zu seinem Tod betreute er 500 Kinder, die meisten von ihnen hatte er verwahrlost von der Straße geholt. Sein einfaches, aber doch so tiefes Weihnachtlied bringt die Botschaft dieses Festes auf den Punkt: »Welt ging verloren, Christ ward geboren, freue dich, du Christenheit.«
Elisabeth Weise