Keine Sorge: Ich schreibe hier keinen politischen Text. Aber ich höre aufmerksam zu, wenn in den Medien politische Interviews geführt werden. Wenn Kernsätze zitiert werden wie die Aussage des Altkanzlers Helmut Kohl von der »Gnade der späten Geburt«. Gemeint ist damit die »Gnade«, also das Glück der Menschen, die nicht zur Gruppe derer gehörten, die zur Zeit des Nationalsozialismus lebten, weil sie erst später geboren wurden.
Zu dieser Gruppe gehöre ich. Ich bin später geboren. Ich hatte »Glück« - und Sie vermutlich auch. Wenn wir über die Entscheidungen der Menschen im sogenannten »Dritten Reich« sprechen, verurteilen wir diese schnell: Wie konnten unsere Väter da nur mitmachen?! Warum haben sie keinen Widerstand geleistet, warum nicht mutig ihre Meinung gesagt?
Ähnlich leichtfertig urteilen wir auch über das Verhalten der Bürger der ehemaligen DDR. Vorsicht! Fragen wir uns: Wie hätte ich mich in einer solchen politischen Umgebung verhalten? Mitgemacht? Mich aufgelehnt? Dabei den Studien- oder Arbeitsplatz riskiert? Hätte ich mich zu meinem Glauben an Gott bekannt?
Ja, wir urteilen hart über andere! Wir fühlen uns so überlegen und haben doch selbst täglich im Alltag Entscheidungen zu treffen: Beim Chef punkten auf Kosten anderer? Die Steuererklärung zum eigenen Vorteil ausfüllen? Eigene Fehler beschönigen? Oder wagen wir die klare Entscheidung, das zu tun, was Gott gefällt?
So wie Daniel in der Bibel; er war seinem Gott absolut treu. Als er für sein mutiges Bekenntnis den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurde, erlebte er Bewahrung durch Gott, der den Tieren den Mund verschloss. Klaus Spieker