Das sind wir doch alle! Oder etwa nicht? Schließlich haben wir »keinen umgebracht« und vorbestraft sind wir auch nicht. Und das, was im Leben nicht ganz astrein war, geht sowieso nicht auf unsere Rechnung. Schuld sind die anderen, die Umstände, unser Kindheits-Milieu und die Gesellschaft. Wir jedenfalls sind in Ordnung! Wer wird da nicht beifällig nicken? - Aber sind wir es wirklich?
Friedrich der Große war oft inkognito unterwegs, um gewisse Dinge selbst in Augenschein zu nehmen. Eines Tages besuchte er ein Gefängnis. Er ließ Mann für Mann auf dem Gang antreten und fragte jeden nach dem Grund seiner Inhaftierung. »Herr, da liegt ein Irrtum vor«, sagte der Erste. Beim Nächsten war die »böse Welt« an allem schuld, und ein anderer klagte: »Es ist völlig verkehrt, wie der Richter das dargestellt hat; ich bin unschuldig!« Jeder sah sich als Opfer - bis auf einen. »Ich sitze zu Recht hier«, bekannte er, »ich sitze hier, weil ich das um meines Verbrechens willen verdient habe.« Da fuhr der »Alte Fritz« hoch und brüllte: »Scher er sich raus aus dem Haufen dieser gerechten Leute! Wie kann ich zulassen, dass er diese gerechten Leute hier verderbe! Raus hier! Er möge mir kein Gefängnis mehr betreten!«
Was hier zum »Rausschmiss in die Freiheit« führte, gilt auch für unser Verhältnis zu Gott. Eingeständnis und Bekenntnis unserer Schuld in Verbindung mit dem Glauben an Jesus Christus, der sie für uns gesühnt hat, sind der Schlüssel zu unserer Begnadigung. Selbstgerechtigkeit dagegen schließt von der Gnade Gottes aus. - Sind wir »o.k.«? Tauschen wir unsere »befleckten Kleider« (Tagesvers) gegen die »Kleider des Heils«, die Gott für uns bereithält, dann sind wir es! Johann Fay