»Vati, das ist einfach so kaputtgegangen, wirklich ... Ich hab' gar nichts getan!« Wie unangenehm fühlt sich dann das Kind, wenn der Vater die Geschichte und mehr noch, wenn der Vater das Kind durchschaut. Auf der anderen Seite ist es außerordentlich schön für mich, wenn meine Frau nicht nur die mitgebrachten Blumen sieht, sondern auch mich und meine Liebe zu ihr durch diese Geste schätzt. Je besser wir jemand kennen, desto leichter fällt es uns, jemand zu durchschauen, aber auch von dieser Person durchschaut zu werden.
Philippus war erst kürzlich ein Jünger Jesu geworden. Nun bringt er seinen Freund Nathanael zu seinem Herrn. Jesus Christus durchschaut den skeptischen, aber neugierigen Nathanael. Nathanael ist ehrlich und aufrichtig, aber eben nicht leichtgläubig. (In der Bibel wird Leichtgläubigkeit nie als Tugend gelobt!) Der Herr sagt ihm, dass er ihn und seine Beweggründe schon lange kennt, und Nathanael ist völlig überzeugt, den Messias Gottes gefunden zu haben.
Einige Zeit später »glauben« viele Menschen an Jesus Christus, weil sie seine Zeichen und Wunder gesehen haben. Jesus Christus vertraut sich ihnen aber nicht an. Er hat auch sie und ihre Motive durchschaut und weiß, dass diese Art von Glaube für eine echte Beziehung zu Christus wertlos ist. Er weiß, was im Menschen ist (Johannes 2,23-25).
Was sieht Jesus Christus in Ihnen - Aufrichtigkeit, echtes Suchen trotz Skepsis oder Heuchelei und Scheinheiligkeit? Wir können ihm aber so oder so nichts vormachen. Er durchschaut uns völlig! Günter Neumayer