Gerade in Wohlstandszeiten grassiert Egoismus förmlich wie eine Epidemie. Neu ist offenbar das selbstbewusste und scheinbar sachlich untermauerte Fordern ganzer Gruppen. Ob sie damit die vorhandene soziale Ausgewogenheit torpedieren, ist ihnen ebenso egal wie ein völliges Überfordern der Gemeinschaft. So hat jahrzehntelang in unserer Republik der Länderfinanzausgleich gut funktioniert: Die reichen Regionen hatten dabei die industriell schwächeren Länder unterstützt. Nun wird energisch die Geldbörse geschlossen mit dem scheinheiligen Argument: »Die subventionierten Länder würden derzeit keine Anreize haben zu lernen, sich stärker auf eigene Kräfte zu besinnen!«
Kaum waren 1998 die Bundestagswahlen vorüber, erklärte die neue Regierung den europäischen Nachbarn, dass man nicht daran denke, weiterhin der große Nettozahler und damit Haupt-Subventionierer im EG-Haushalt zu bleiben. Man nahm in Kauf, auch notfalls als geizig zu gelten: Hauptsache, die eigene Kasse stimmt!
Schon zu Zeiten Jesu auf Erden wichen hochstehende Leute beim Thema Nächstenliebe aus mit der Gegenfrage: »Wer ist denn mein Nächster überhaupt?« Diese überhebliche Rückfrage hat uns die Beispielgeschichte vom barmherzigen Samariter gebracht. Scheinfromme und die Führerschaft der damaligen Zeit gingen vorbei an dem von Straßenräubern überfallenen Mann und wendeten den Blick von der Not ab. Erst der sprichwörtliche Samariter versorgte den Verletzten und setzte sich für seine Genesung ein. Die Lehre daraus: Alles fromme Reden nützt nichts. Gottesliebe geht mit praktischer Nächstenliebe einher! Klaus Spieker