Wer die letzten drei Kapitel des Richterbuches im Alten Testament gelesen hat, weiß, was mit unserem Tagesvers ausgedrückt werden soll. In Israel herrschten Anarchie und Unterdrückung. Überall galt das Recht des Stärkeren, und keinesfalls war es so, dass nun jeder zu seinem Recht kam, wie man vielleicht annehmen möchte, wenn doch angeblich alle Menschen selbst tun konnten, was ihrer Ansicht nach richtig war. Es waren, wie immer in solchen Fällen, nur ganz wenige, die ihren Willen durchsetzten, und das umso hemmungsloser auf Kosten anderer, je weniger sie eine Vergeltung ihres Handelns fürchten mussten.
Manche Leute sehen auch für uns immer deutlicher eine solche Zeit heraufdämmern und machen das an der zunehmenden Ohnmacht der Regierenden fest, die sich immer weniger mit Sachthemen und dafür immer mehr mit Fragen der »Political Correctness« auseinandersetzen müssen. Diese beherrschen weithin die Debatten und entscheiden oft darüber, ob ein Ministersessel zu wackeln beginnt oder nicht.
Angesichts solcher Bedrohungen sollte man meinen, dass Menschen, die Gott kennen, nun die Zeichen der Zeit wahrnehmen und sehr eifrig und anhaltend für die Regierenden beten. Aber ist das tatsächlich der Fall? Machen wir das wirklich?
Wer seine Kinder lieb hat und sich vorstellt, in welch einer Welt sie einmal ihren Mann stehen sollen, der müsste täglich intensiv dafür beten, dass uns eine Regierung erhalten bleibt, die uns als Christen nicht in den Untergrund treibt, und dass unsere Kinder bewahrt bleiben und festen Grund unter den Füßen haben. Außer Beten hilft da auch ein gutes Vorbild.
Hermann Grabe