Kennen Sie die Situation? Da sitzt eine Gesellschaft friedlich beieinander. Plötzlich fliegt die Tür auf, und jemand kommt hereingestürmt, der gleich auf einen der Anwesenden losfährt und ihn vor versammelter Mannschaft »zur Schnecke macht«, wenn er nicht gar handgreiflich wird.
Was bleibt dem Angegriffenen übrig, als sich zu verteidigen? Selbst wenn die Anklagen zu Recht bestehen, kann er sie nur schwerlich akzeptieren, weil er alle Augen auf sich gerichtet weiß. Vor den Zuschauern muss er irgendwie »das Gesicht wahren«. So kommt es dann zu heißen Wortgefechten oder Schlimmerem.
Falls wir den Gegner »vernichten« wollen, ist das oben Beschriebene natürlich die erste Wahl. Wenn wir aber unseren Tagesvers ernst nehmen, haben wir auf diese Weise alles falsch gemacht.
Vor Zuhörern Angegriffene müssen völlig anders reagieren, als wenn sie jemand »unter vier Augen« zur Rede stellt. Das weiß niemand besser als der Herr Jesus Christus, und darum wendet er die Methode des »Beiseiterufens« immer wieder in der Bibel an. So müsste man das Wort nämlich wörtlich wiedergeben, das dort sehr häufig verwendet wird. Gott blamiert uns nicht öffentlich und gibt uns dadurch die Chance, ehrlich zu sein und unsere Schuld zuzugeben.
Dieses »Beiseiterufen« hat aber nicht nur bei Schuldeingeständnissen seinen Platz. Gott kennt uns durch und durch, und darum ruft er uns auch beiseite, um uns zu trösten, zu ermuntern, zu ermahnen, zu bitten, uns zuzureden, ja, in uns zu dringen. Alle diese Wörter werden in der Originalsprache des Neuen Testaments mit dem einen Wort »beiseiterufen« bezeichnet. Er weiß, was jeweils »dran« ist und was wir brauchen.
Hermann Grabe