Nachdem Jesus nun schon einige Stunden am Kreuz gehangen hatte, rief er: »Mich dürstet.« Wenn man an die physischen Qualen denkt, die ein Gekreuzigter durchlitt, ist das nur allzu verständlich. Aufgehängt zwischen Himmel und Erde in gleißender Mittagssonne, der Rücken durch die vorangegangene Geißelung mit tiefen Striemen überzogen, Hände und Füße durchbohrt. Um ihm ein wenig Linderung seiner Schmerzen zu gewähren, reichten ihm die Soldaten mit einem langen Stock etwas Weinessig.
Johannes, der Augenzeuge der Kreuzigung war und den Bericht später in seinem Evangelium niederschrieb, weist seine Leser darauf hin, dass Jesus mit diesem Ausruf »die Schrift erfüllte«, dass also eine Prophezeiung des Alten Testamtens eintraf. Tatsächlich findet man in den Psalmen, die viele Jahrhunderte vor Jesus verfasst wurden, detaillierte Hinweise auf den leidenden Messias und seinen Durst: »Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Tonscherbe, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen, und in den Staub des Todes legst du mich« (Psalm 22,16). »In meinem Durst gaben sie mir Essig zu trinken« (Psalm 69,22). Bis hin zu solchen Kleinigkeiten erfüllte sich in Jesus das, was über den kommenden Retter angekündigt war. Sein grausamer Tod am Kreuz war kein ungeplanter Zufall, kein missratenes Ende eines Weltverbesserers. Er war die Erfüllung des von Gott seit langem geplanten Rettungsaktes.
Unzählige andere Voraussagen hatte Jesus schon während seines Lebens erfüllt. Angefangen von seiner Geburt in Bethlehem bis zum Einzug in Jerusalem auf einem Esel - alle Prophezeiungen sind buchstäblich eingetroffen. Und auch diese letzte erfüllte sich mit beeindruckender Präzision.
William Kaal