Das 20. Jahrhundert haben wir glücklich hinter uns gebracht. Anfangs hatte man noch gehofft, Vernunft und Technik würden Hunger, Krankheiten und alle anderen Schwierigkeiten besiegen und ein paradiesisches Zeitalter heraufführen, doch die tatsächliche Bilanz: zwei Weltkriege, zahllose weitere blutige Konflikte, Jahrzehnte andauernde grausame Diktaturen und weltweite Bedrohungen. Und vieles, was uns als wahr und unumstößlich angepriesen wurde, hat sich als Trug erwiesen.
Die Pilatusfrage: »Was ist Wahrheit?« wird darum meistens nur noch rhetorisch verwendet, um darauf hinzuweisen, dass man höchstens noch an Wahrheiten, nicht aber mehr an die Wahrheit glaubt. Was dem einen nützt, ist für ihn wahr. Ein anderer hat für sich eine andere Wahrheit erkannt. Weil man das so sieht, lässt man jeden glauben, was er will, Hauptsache seine Wahrheiten schränken meine nicht ein.
Wer ein wenig die Menschen und sich selbst kennt, wird schnell begreifen, dass auf diese Weise lauter Egoisten heranwachsen, die nichts allgemein Verbindliches anerkennen, wenn es nicht ihren Interessen entgegenkommt.
Wie gehen wir damit um? Als Christen wissen wir, dass unser Herr Jesus Christus die Wahrheit selbst ist. Daraus folgt, dass seine Gebote und Richtlinien noch genauso gelten wie vor 2000 Jahren. Darum müssen wir gegen den Strom der Unverbindlichkeit schwimmen, und das wird von Jahr zu Jahr schwerer. Unser Herr hat aber versprochen, immer bei uns zu sein. Das gibt uns Mut, an seiner Wahrheit festzuhalten, auch heute wieder, bei der Arbeit und auch zu Hause.
Hermann Grabe