Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis.
Sprüche 1,7
Viele kennen das mehrfach ins Deutsche übertragene Lied von John Newton: »Amazing Grace«. Darin sagt uns die zweite Strophe, was geschehen muss, damit sich ein Mensch bereitfindet, sich zu Gott zu bekehren: Er muss sich vor Gott fürchten lernen. Dort heißt es dann aber auch, es sei allein Gottes Gnade, die das bewirkt; denn sie ist es, die uns Sündern zeigen will, was uns von einem heiligen und gerechten Gott trennt. Und wenn wir davor nicht die Ohren verschließen, dann erschrecken wir.
Haben wir aber diesen schrecklichen Zustand richtig begriffen, dann ist es wieder die göttliche Gnade, die uns den Glauben an die Vergebung durch das Opfer Jesu Christi schenkt. Dadurch weicht dann alle Angst einer anhaltenden Freude und der Gewissheit, auf ewig errettet zu sein.
Leider wird oft nicht über Gottes gerechten Zorn über die Sünde der Menschen gepredigt. Aber wo nur vom »lieben Gott« die Rede ist, da geht es nicht um den großen und heiligen Gott der Bibel, sondern um eine menschliche Erfindung. Bei solcher Predigt kann es dann aber auch nicht zur Erkenntnis kommen, von der unser Tagesvers spricht.
Das Tor zu wahrer Gotteserkenntnis ist also die Furcht einflößende Einsicht, den Allmächtigen oft gedankenlos oder sogar unter Gelächter missachtet oder verhöhnt zu haben.
Außer der Predigt hat Gott noch viele andere Mittel, uns unsere Selbstherrlichkeit auszutreiben und uns das Fürchten zu lehren. Eine erschreckende Diagnose des Arztes oder der Zusammenbruch unserer wirtschaftlichen Existenz sind nur zwei Beispiele. Aber - wie gesagt - selbst das alles geschähe nur aus Gnade, um uns vor dem ewigen Ruin zu bewahren, falls wir bereit sind, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
Hermann Grabe