Eine Generation, deren Zähne Schwerter sind und Messer ihr Gebiss.
Sprüche 30,14
Er starb gestern vor 20 Jahren: das Multitalent Peter Ustinov. Er wurde durch seine Filmrollen weltbekannt, z. B. als wahnsinniger Nero in Quo vadis? (1951). Zunächst zögerte der Regisseur ein ganzes Jahr lang mit der Besetzung, da er den 30-jährigen Schauspieler für zu jung hielt. Doch dann erhielt der Produzent des Films von Ustinov die telegrafische Mitteilung, dass er für die Rolle bald zu alt sei, wenn man noch länger warte, da Nero selbst bereits mit 31 Jahren gestorben sei! Und so bekam er die Rolle. Mit der Darstellung des geisteskranken und größenwahnsinnigen Kaisers gelang Ustinov der internationale Durchbruch. Berühmt ist auch seine wehleidige Stimme in dem Zeichentrickfilm Robin Hood als Prinz John (der daumenlutschende Löwe mit zu großer Krone). Seine letzte Rolle spielte er – schon sichtlich gebrechlich – als Friedrich der Weise in Luther (2003).
Peter Ustinov sagte einmal: »Die Jugend braucht alte Männer. Sie braucht Männer, die sich ihres Altes nicht schämen, keine albernen Kopien ihrer selbst. Eltern müssen begreifen, dass sie die Knochen sind, an denen Kinder sich ihre Zähne schärfen (...) Was sind diese Knochen wert, wenn sie weich sind, wenn sie der suchenden Zunge ihr Mark bloßlegen, wenn sie nicht hart, ja unzerbrechlich sind?« Eine bemerkenswerte Beobachtung, die wohl nicht nur von ihm gemacht wurde.
Schon Agur im Buch der Sprüche (siehe Tagesvers) wusste um etwa 1000 v. Chr., wie angriffslustig und bissig Jugendliche mit ihren Eltern umgehen. Stoßen Kinder bei uns auf innere Festigkeit, auf Überzeugung und Unnachgiebigkeit? Dann schärfen wir ihr Profil. Oder legt ihre Kritik nur unsere Weichheit und Wert(e)losigkeit bloß? Dann sind wir nur alberne Kopien ihrer selbst.
Andreas Fett