Heute vor 50 Jahren, am 30. April 1967, wurde der Bau des Moskauer Fernsehturms im Stadtteil Ostankino vollendet. Mit 540 m war er damals das höchste Bauwerk der Welt und ist es immer noch bis heute – in Europa. Sicherlich waren es zum einen technische Gründe, einen so hohen Turm zu bauen. Seine Sendestrahlen sollten die Millionenstadt Moskau versorgen und möglichst weit ins Hinterland reichen. Aber die Frage »Wer hat den höchsten Turm?« spielte auch eine Rolle. Genauso wie im ehrgeizig betriebenen Leistungssport wollte der Kommunismus auch hier »die Nase vorn haben«. Zwölf Jahre später wurde der Moskauer Turm vom Fernsehturm in Toronto um 13 m übertroffen. Es gab dann Überlegungen, durch eine aufgesetzte Antenne den Rekord »zurückzuholen«, doch inzwischen wurde ein an Höhe scheinbar kaum zu übertreffender Turm in Dubai gebaut, der »Burj Khalifa« mit 828 m. Und schon jetzt sind noch höhere Gebäude in Planung, die sogar die 1-km-Grenze knacken sollen.
Wir Menschen vergleichen uns gerne miteinander, um uns zu übertrumpfen. So ist es kein Zufall, dass die Spitze des Felsendoms höher gebaut wurde als die der Grabeskirche in Jerusalem. Die Erbauer wollten damit aussagen, dass ihr Gott dem christlichen Gott überlegen sei. Wir hängen uns an äußere Signale und Statussymbole, um uns wichtig zu fühlen oder Komplexe zu kompensieren. Deshalb beteiligen wir uns am Wettlauf des Konsums, bei dem es auch darum geht, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Doch was nützt es, seinen Wert, seine »Größe« durch etwas zu definieren, was schon so bald an Wert verliert oder übertroffen wird? Nur Gott kann uns einen Wert zuweisen, der ewig bleibt. Das tut er mit allen, die sich ihm zuwenden und sich zu ihm bekennen. Thomas Pommer