Ein Raunen der Erleichterung ging durch die Menge, als heute vor 140 Jahren der Seiltänzer Charles Gravelet seinen Fuß wieder auf festen Boden setzte. Er hatte gerade mit einem Mann auf dem Rücken die Niagarafälle auf einem Hochseil überquert. Vorher hatte er vor den Augen aller Zuschauer sein Können unter Beweis gestellt, indem er allein auf dem Seil den Wasserfall überquerte. Trotzdem wäre wahrscheinlich niemand von uns bereit gewesen, mit ihm zusammen das Seil zu betreten, geschweige denn auf seinen Rücken zu klettern. Wir hätten ihm gerne die Fähigkeit dazu bestätigt, ihm jedoch kaum soweit unser Vertrauen geschenkt, dass wir uns persönlich mit ihm zusammen auf diesen Hochseilakt eingelassen hätten.
In unserem Vertrauen zu Gott handeln wir oft ähnlich. Wir trauen Gott zwar theoretisch alles mögliche zu, lassen uns in der Praxis jedoch nie oder selten darauf ein. Ganz anders handelte Petrus. Er sah, dass Jesus der Herr über den Sturm und die Wellen war. Er ging nicht nur theoretisch davon aus, dass er im Vertrauen auf Jesus auf dem Wasser gehen konnte, sondern er probierte es auch wirklich aus. Wenn Gott von uns Glauben erwartet, dann nicht den Glauben an seine Existenz oder seine Fähigkeiten, sondern einen Glauben, der sich dahingehend äußert, dass wir ihm unser Leben anvertrauen. Oft hält uns vom Vertrauen die Angst ab, Gott könnte uns zuletzt doch im Stich lassen. Doch diese Furcht ist unbegründet, weil Gott seine Vertrauenswürdigkeit durch seinen Sohn Jesus Christus unter Beweis gestellt hat. Er hat sogar den Tod überwunden. Wären wir bei einem solch Starken nicht sicher aufgehoben? Friedhelm Koll