Warum bin ich so mutlos? Warum so traurig? Auf Gott will ich hoffen, denn eines Tages werde ich ihn wieder loben, meinen Retter und meinen Gott.
Psalm 42,6
In einer schriftlichen Stellungnahme zum Thema Einsamkeit, die im Jahr 2021 für den Deutschen Bundestag verfasst wurde, ist zu lesen, dass 10 bis 20 Prozent der Deutschen von chronischer Einsamkeit betroffen sind. Was für eine erschreckend hohe Zahl! Einsamkeit ist ein Tabuthema, insbesondere in unserer Zeit, die von den sozialen Medien und den dortigen Interaktionen über Likes und Kommentare geprägt ist. Die virtuelle Welt ersetzt zunehmend analoge Kontakte und Freundschaften. Wer mag schon gerne zugeben, dass er in Wirklichkeit allein hinter seinem Bildschirm sitzt? Wer will sich eingestehen, dass von seinen einhundert Facebook-Freunden im Ernstfall niemand kommen würde, um ihm zu helfen?
Einsamkeit verursacht gravierende Gesundheitsschäden, wodurch wiederum hohe Kosten für das Gesundheitssystem entstehen. Es erscheint nur logisch, dass diesem Phänomen entgegengewirkt werden muss. Aber die Wartelisten bei Ärzten und Psychotherapeuten sind lang. Viele haben eine lange Odyssee hinter sich, bevor sie überhaupt Hilfe erwarten können.
Auch in der Bibel finden wir Menschen, die traurig, mutlos und einsam waren. Die Psalmen, eine Liedersammlung aus dem Alten Testament, sind voll davon. Doch wie sind die Schreiber mit ihrem Leid umgegangen? Sie haben sich an Gott gewandt. Sie haben versucht, ihn trotz aller Widrigkeiten zu loben, und sie haben sich von ihm Hilfe und Beistand erbeten. Oft endet ein Psalm zuversichtlich und hoffnungsvoll, obwohl er traurig begonnen hat. Ja, Vertrauen in Gott kann einem neuen Mut geben. Das wirkt sich positiv auf Körper und Seele aus. Wie gut, dass es Gott als Ansprechpartner gibt. Wer sich in seiner Einsamkeit an ihn wendet, ist niemals völlig allein.
Annegret Heyer