Kennen Sie die Fabel von der Fledermaus? Fledermäuse sind ja bemerkenswerte Tiere, halb Maus, halb Vogel, grob gesagt. Die, von der die Rede sein wird, befand sich wohl in einer Identitätskrise. Also: Eine Fledermaus wollte sich zu den Mäusen gesellen. Doch diese lehnten ab, sie sei ja ein halber Vogel. Nun machte sie sich an die Vögel heran. Doch diese bemerkten, sie habe ja keine Federn, dagegen aber Ohren, und stießen sie von sich. Seitdem, so endet die Fabel, flattert das Tier im Halbdunkel ruhelos umher.
Auch unter uns Menschen gibt es viele, die ruhelos in der Grauzone des Lebens umherirren. Sie sind unbefriedigt, sie ahnen, dass ihr Weg ein Irrweg ist, ja viele wissen sogar, wo der Ausweg, die Freiheit, die Rettung, das Leben zu finden ist, und doch scheuen sie die Konsequenzen. Auch gibt es Christen, die so schwanken und mit ihrem alten Leben liebäugen. Aber es ist ein elendes Dasein, denn weder unter Gläubigen noch in der Welt fühlen sie sich wohl. Grenzgänger. »Ach, dass du kalt oder heiß wärest!«, sagt Jesus zur Gemeinde in Laodizea. Kalt oder heiß, schwarz oder weiß, links oder rechts, ja oder nein. Ein Lau oder Grau oder Jein ist Selbstbetrug, führt ins Verderben. Einen Mittelweg oder Neutralität gibt es nicht, wo es um unser ewiges Geschick geht.
Der Prophet Elia tadelte einmal das götzendienerische Volk mit den Worten: »Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten?« (1. Könige 18,21). Unentschiedenheit ist im täglichen Leben unbefriedigend und auf die Dauer zermürbend, in Bezug auf die Ewigkeit aber verhängnisvoll. Wohl dem, der sich festlegt, indem er sich auf die Seite Jesu stellt. Johann Fay