Don Richardson und seine Frau reisten 1962 nach West-Neuguinea zu einem der vielen Stämme, bei denen noch Kannibalismus herrschte. Sie wollten ihnen das Christentum bringen und sie auch befähigen, den drohenden Gefahren der Ausbeutung durch Ölgesellschaften und Drogenhändler besser begegnen zu können.
Sobald sie konnten, versuchten sie, ihnen Geschichten aus der Bibel zu erzählen. Dabei entdeckten sie zu ihrem Schrecken, dass ihren Zuhörern die Geschichte von dem Verrat Jesu durch den Jünger Judas am besten gefiel, weil Judas genau das tat, was sie für das höchste Ideal hielten: Einen Menschen möglichst lange in Sicherheit zu wiegen, um sich dann an dessen Entsetzen zu weiden, wenn er merkt, dass er gefressen werden soll. Wie konnte man solchen Leuten christliche Ethik beibringen?
Zum Glück hatten sie die Sitte des »Friedenskindes«. Wenn jemand aus einem Dorf einem anderen Dorf sein Kind auslieferte und umgekehrt, dann hielten diese Dörfer wenigstens so lange Frieden, wie diese Kinder lebten.
Daran knüpften Don und seine Frau an. Gott hat uns sein »Friedenskind« in die Krippe zu Bethlehem gelegt. Er will Frieden mit uns Menschen. Wir müssen das aber annehmen und auf seine Bedingungen eingehen. Die bestehen nur darin, dass wir unsere Feindschaft gegen ihn zugeben. Dann will er uns um seines »Friedenskindes« willen alles vergeben und sich als unser guter Vater erweisen.
Die Sawi auf Neuguinea haben sich darauf eingelassen. Wie sieht das bei uns im früher christlichen Abendland aus? Sollten diese einstigen Kannibalen einmal bei Gott im Himmel sein, und von uns müssten so unendlich viele draußen bleiben? Das wäre doch schade!
Hermann Grabe