»Abschied« ist ein ambivalenter, doppelwertiger Begriff. Gibt es doch sowohl einen schmerzlichen wie auch einen heilsamen Abschied. Beim Abschied nehmen kann man weinen und ein anderes Mal darf man auch fröhlich sein und richtig Abschied »feiern«. So kann beispielsweise die Verabschiedung in den Ruhestand mit einem lachenden und einem weinenden Auge erfolgen und oft sogar auch bei der Hochzeit der Abschied aus dem Elternhaus bzw. dem Junggesellenleben, was beide Geschlechter meint. Auch wenn man nach erfolgreicher Abschlussprüfung die bisherige Ausbildungsstelle verlässt, fällt der Abschied leicht, weil man ja in einen neuen Arbeits- und Lebensbereich eintritt. Sonst jedoch schmerzt es mehr oder weniger immer, wenn man sich von einem lieben Menschen oder von etwas Vertrautem trennen muss. Wobei es allerdings ein bedeutender Unterschied ist, ob es sich um eine Trennung auf Zeit handelt oder einer endgültigen. »Scheiden tut weh« bzw. »Scheiden bringt Leiden« sagt ein Sprichwort und in einem Lied heißt es: »Abschied ist immer ein bisschen wie sterben.«
Wenn wir von lieben Menschen Abschied nehmen, hoffen diese und auch wir selbst auf ein Wiedersehen. Es gibt manchmal Umstände, die ein Wiedersehen wenig wahrscheinlich machen. Wie damals, als Paulus sich von den Christen in Ephesus verabschiedete und er es Gott überließ, ob er sie wiedersehen würde. Aber Christen können gelassen bleiben, wenn sie Abschied nehmen – auch wenn dieser Abschied zunächst weh tut. Durch die Hoffnung der Auferstehung können sie fest damit rechnen, dass Gott ein Wiedersehen mit all denen herbeiführen wird, die sich Jesus Christus in diesem Leben anvertraut haben. Karl-Heinz Gries