Ehrlich gesagt, habe ich den Begriff Schnäppchen stets gehasst. Er bedeutet, anderen etwas wegzuschnappen, schlauer zu sein als sie. Man glaubt, die Chance zu haben, Dinge weit unter ihrem tatsächlichen Wert zu erstehen. Das rot durchkreuzte Preisschild fasziniert: Kein Warnsignal wird mehr wahrgenommen, dass der alte Preis unecht oder sowieso überhöht sein könnte.
Wir haben eine regelrechte Jagdkultur entwickelt: Das Wissen um die Non-Food-Angebote des Lebensmittel-Discounters A am Mittwoch gehört zur Allgemeinbildung (spätestens seit die neuen Prospekte in der Vorwoche veröffentlicht wurden). Viele stehen deutlich früher auf als sonst, um vor Ladenöffnung Schlange zu stehen und eins der begehrten Angebote nach Hause zu tragen.
Inzwischen haben die Discouter P und auch L nachgezogen. Mit immer dickeren Prospekten und Anzeigen in der Tagespresse treiben sie unseren Jagdinstinkt an. Längst hat auch der Jahresumsatz der Kaffeeröster in diesen Gelegenheitsartikeln das Geschäft mit dem bitteren Getränk überflügelt.
Notwendige Anschaffungen im Haushalt sind der Sucht gewichen, einfach etwas Supergünstiges nach Hause zu tragen, was man eigentlich nicht wirklich braucht. Oft wandern die Gegenstände schon nach kurzer Begutachtung in den Schrank.
Ich habe mir vorgenommen, mich aus dieser Umklammerung zu lösen. Ich habe gelernt, einen Ausgabeplan aufzustellen oder ein Haushaltsbuch zu führen. Das zeigt rechtzeitig Grenzen auf und führt zu der nüchternen Betrachtung, wie viele Dinge es gibt, die man eigentlich gar nicht braucht. Und für das wirklich Nötige darf ich auf Gottes Durchhilfe vertrauen. Klaus Spieker