»Das mit Gott habe ich ausprobiert. Er hat mir nicht geholfen. Ich glaube nicht mehr an ihn!« Menschen erleben Umstände, die ihnen heftig zusetzen. Ihr Leben wird extrem belastet und aus den Angeln gehoben. Es gibt so viele Menschen, die (beinahe) am Leben verzweifeln. Sie sind lange Zeit krank, erleiden schlimme Schmerzen, haben keine Aussicht auf Hilfe oder Besserung. Auf manche Weise wird versucht, Heilung und Abhilfe zu finden. Vielleicht hat mann sogar zu Gott gebetet und gehofft, dass sich die Situation bald ändert. Und wenn das alles vergeblich war?
Dass ein Mensch nach bitteren Erfahrungen enttäuscht ist, weil seine Hoffnungen sich wieder und wieder nicht erfüllen, kann jeder verstehen. Man kann auch verstehen, wenn er von Gott enttäuscht ist und an seiner Güte zweifelt. Trotzdem: Gott bleibt Gott, auch wenn jemand an ihm zweifelt oder ihn ablehnt. Seine Existenz und sein Wesen sind unabhängig davon, was wir denken oder fühlen, was wir erleben oder tun. Gott ist Gott, egal, ob er mir meinen Schmerz nimmt oder lässt. Und er ist auch der Einzige, der uns in unserer Ausweglosigkeit Hoffnung geben kann. Wie schafft er das?
Er nimmt uns nicht alles Leid, aber er trägt uns durch das Leid hindurch. Er erhört nicht alle unsere Bitten, aber er hört immer unser Gebet und ist uns nah. Gott ist gnädig und barmherzig; wer sich ihm ergibt, kann Frieden finden - über Verstehen hinaus. Unsere Sicht von Gott muss sich verändern, und das geschieht oftmals erst, wenn wir leidvoll lernen, wie sehr wir auf ihn angewiesen sind. »Gott zu nahen ist mir gut. Ich habe meine Zuversicht auf den Herrn HERRN gesetzt«, zu dem Schluss kam Asaf in Psalm 73,28, als er darüber nachdachte, warum es anderen besser erging als ihm. Manfred Herbst