Meint ihr, dass ihr ihn [Gott] täuschen werdet, wie man einen Menschen täuscht?
Hiob 13,9
So dreist wie Manfred S., der als »Scheich aus Karlsruhe« bekannte Flowtex-Chef, zockte wohl niemand! Mit seinem Unternehmen lieh er sich 3,3 Milliarden Euro von Banken: für Maschinen, die es nur auf dem Papier gab. Flowtex verkaufte angeblich weltweit im Einsatz befindliche Maschinen an Leasing-Gesellschaften und mietete sie wieder zurück. So musste man nie alle Maschinen präsentieren. »Wir waren überzeugt, dass das ein Super-System ist«, sagt Manfred S., »und die Banken waren genauso überzeugt.«
Auf diese Weise finanzierte Manfred S. sich ein luxuriöses Leben mit Villen, Privatjets, Yacht und Autos. Als Jugendlicher hatte er kaum Freunde, nun fand er Anerkennung und beeindruckte durch Statussymbole. Zehn Jahre schaffte »Big Manni« es auf diese Weise, andere zu täuschen. Dann kam das Unausweichliche: Sein Schneeballsystem zerfiel. Der Traum endete. Es folgten Verhaftung, Verurteilung und Gefängnis.
Dieses Ausmaß einer Lebenslüge hat sicher Seltenheitswert. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es bei vielen Menschen – auch bei mir – ein Missverhältnis gibt zwischen dem Schein, den wir nach außen hin wahren, und dem tatsächlichen Sein. Wie oft versuche ich, mich besser darzustellen, als ich wirklich bin! Auf diese Weise kann ich meine Mitmenschen über meine wahren Gedanken und Motive täuschen, vielleicht ein Leben lang. Bei Gott allerdings ist das unmöglich, weil er das wahre Ich eines jeden Menschen kennt. Daher ist es viel besser, Gott gegenüber jede Maske fallen zu lassen. Bei meinen Mitmenschen mag das den Verlust von Anerkennung bedeuten. Bei Gott hingegen ist solche Offenheit die Chance zu einem echten Neuanfang! Wer ehrlich zu Gott ist, den empfängt er mit Barmherzigkeit.
Markus Ditthardt