Eine persische Fabel erzählt, dass ein Mann, der einen Spaziergang am Meeresufer machte, ein kleines Kästchen fand, das offensichtlich von der Flut angeschwemmt worden war. Als er es öffnete, fand er darin eine ganze Anzahl Edelsteine. Er kannte den Wert der Steine nicht, und so vertrieb er sich die Zeit damit, mit ihnen nach den über den Wellen schwebenden Möwen zu werfen. Schließlich blieb nur noch ein einziger Stein übrig, den er mit nach Hause nahm. Ein zufällig anwesender Nachbar, der Juwelier war, sah den unscheinbaren Stein und bot ihm sofort eine gewaltige Summe dafür. Welch ein Schrecken, als er erkannte, dass er gerade die Chance verschleudert hatte, ein reicher Mann zu werden. Verzweifelt rief er aus: »Was für ein Narr bin ich doch! Ich hatte einen Schatz in den Händen und habe ihn ins Meer geworfen!« So sehr er sich auch über den unermesslichen Verlust grämte, die kostbaren Steine waren für immer dahin.
Viele Menschen, auch Christen, wissen den Wert von Gold, Silber und Edelsteinen durchaus zu schätzen, und sie strengen sich an, möglichst viel davon zu ergattern. Aber wer denkt schon daran, dass jeder einzelne der 365 Tage des Jahres einen unermesslichen Wert hat? Was machen wir damit? Jeder Tag ist ein Unikat, und er kann nicht wiederholt werden. Wie verleben wir ihn? Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir verleben ihn in der Gemeinschaft und im Dienst unseres Herrn, und das allein hat bleibenden Wert, oder wir verschleudern unsere Zeit, indem wir Beschäftigungen nachgehen, die weder für den Lebensunterhalt, noch für die Ewigkeit Wert haben. »Zeit ist Gnade«, hat einmal jemand treffend gesagt. Machen wir den rechten Gebrauch davon? Bernd Hochmuth