In einem bekannten Gedicht wird geschildert, wie ein Reiter den Bodensee zu finden sucht und durch ein wildes Schneegestöber über eine sich schier endlos weitende Ebene reitet, bis er endlich ein Licht erblickt. Dort fragt er, wo er den Bodensee finden könne. Die Leute sagen ihm ganz aufgeregt, er sei doch über den See bis hierher geritten. Da bleibt vor Schreck sein Herz stehen, und er fällt tot zu Boden.
Viele Menschen gleichen diesem Reiter. Sie stürmen durchs Leben, ohne zu ahnen, auf welch dünnem Eis sie sich bewegen. Wie leicht war es von Kindertagen an möglich, tödlich zu verunglücken, und, was viel schlimmer ist, ohne Gott dann in Ewigkeit verlorenzugehen. Doch wenn ihnen das bewusst wird, fallen glücklicherweise die wenigsten gleich vor Schreck tot um. Aber sie werden doch dadurch vor die Entscheidung gestellt, über ein sicheres Fundament nachzudenken, oder die mordsgefährliche Tour fortzusetzen, ohne nachzudenken.
Unser Tagesvers sagt, jeder Mensch werde zeit seines Lebens mindestens zwei, oder dreimal in solche Situation geführt. Das tut Gott nicht, um uns zu erschrecken, sondern um uns eindrücklich auf die Gefahr aufmerksam zu machen, in der wir uns befinden, solange wir auf dieser Erde sind. Er tut es, »um unsere Seele von der Grube abzuwenden«, in die wir stürzen werden, wenn wir nicht Gottes gnädiges Angebot annehmen. Er will unserem Leben einen festen Halt geben. – Es ist doch ganz erstaunlich, dass sich der große Gott so viel Mühe um uns kleine Menschen macht. Die Bibel gibt dafür nur einen Grund an: wegen seiner großen Liebe zu uns. Die kann man doch nicht ausschlagen, oder?
Hermann Grabe