Um ihres christlichen Glaubens willen hatten die Puritaner (= die Reinen) England verlassen und sich seit 1620 in Amerika (im Nordwesten der heutigen USA) niedergelassen, wo sie ein gesetzliches und recht freudloses Christentum lebten. Gott sollte in ihrem Gemeinwesen herrschen, es herrschte aber eine gnadenlose Intoleranz, ob nun den Indianern oder den Vertretern anderer Glaubensrichtungen gegenüber. 1658 erließ man sogar ein Gesetz zur Vertreibung Andersgläubiger; die Rückkehr aus der Verbannung sollte sogar mit dem Tod bestraft werden. Dieses Gesetz traf mit voller Härte die Quäkerin Mary Dyer, deren christlich-pazifistische Überzeugung auch in England verfolgt wurde. Die Quäker pflegten zu den Indianern ein freundschaftliches Verhältnis, während die Puritaner sie auszurotten suchten. Ausgewiesen, kehrte Mary Dyer in ihre Heimat, nach Boston, zurück, doch die Puritaner kannten keine Gnade. Die Frau wurde am 1. Juni 1660, heute vor 350 Jahren, öffentlich gehängt.
Das Ereignis zeigt, wie weit sich Menschen, die mit Ernst Christen sein wollen, von der Art und dem Gebot ihres Erlösers Jesus Christus entfernen können. Während er die Liebe seines Vaters verkündete und am Kreuz bewies und den an ihn Glaubenden gebot, kannten die Puritaner nur ihr Gesetz und härteste Strafen. Aber Inquisition und Gewalt sind nicht die Mittel, um das Evangelium, die frohe Botschaft vom Heil in Jesus Christus, weiterzugeben. Mögen wir Christen auch »intolerant« bezeugen, dass der Sohn Gottes der einzige Weg zu Gott ist - unserem Nächsten, ob gläubig oder ungläubig, dürfen und werden wir nur mit Liebe begegnen. Gerhard Jordy