Die Antwort auf diese vielleicht etwas merkwürdige Frage erscheint angesichts des Tagesverses recht einfach: Gott wohnt in der Höhe. Damit ist aber nicht der sichtbare Himmel oder das Weltall gemeint. Dort suchten schon Kosmonauten vergeblich nach Gott. Zudem ist alles Sichtbare vergänglich und nicht ewig. Gott aber ist nach dem Zeugnis der Bibel ewig. Er bewohnt also eine Sphäre ewiger Unvergänglichkeit. Deswegen spricht das Neue Testament zuweilen auch - wörtlich aus dem Griechischen übersetzt - von »über«-himmlischen Dingen (z. B. in Johannes 3,12). Dieser Wohnsitz Gottes ist für den Menschen aber nicht zugänglich. Denn Gott ist auch der Heilige, der Erhabene, der im Heiligtum wohnt. Wir Menschen hingegen sind weder heilig noch ewig. So, wie wir sind, sind wir nicht für die Gegenwart Gottes geeignet. Das ist zunächst einmal eine desillusionierende Tatsache, und vielleicht passt sie zu den Vorstellungen vieler Menschen von dem fernen Gott, der an einer Beziehung zu uns Menschen kein Interesse hätte.
Doch der Tagesvers endet nicht mit dieser Aussage, sondern es heißt dort weiter: »Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum ... und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen.«
Welch ein Gegensatz! Auf der einen Seite der hohe und erhabene Gott und auf der anderen Seite der schwache und vergängliche Mensch. Vielleicht könnte man sich noch vorstellen, dass Gott, wenn er sich schon für Menschen interessiert, die strahlenden Sieger aussucht. Doch der Gott der Bibel sucht Menschen, die unter ihrer Lebenslast, unter ihrer Schuld leiden und deren Herz zerschlagen und gebeugt ist. Bei einem solchen Menschen will er wohnen und ihm neues ewiges Leben geben! Markus Majonica