Reagiert Gott etwa nicht, wenn man ihn anspricht? Schildert die Bibel nicht z. B. Gebetserhörungen? Damit bietet die Bibel doch selbst den Beleg dafür, dass Gott ein reagierender Gott ist, der seine Handlungsrichtung ändert, wenn ein Impuls von außen auf ihn trifft.
Das ist vordergründig richtig. Gleichwohl ist Gott nicht im menschlichen Sinne ein reagierendes Wesen. Bei uns Menschen ist es so, dass wir in der Regel Umständen ausgeliefert sind, die wir nicht in der Hand haben. Wir können zwar gewisse Abläufe steuern, müssen aber vieles einfach hinnehmen und versuchen, auf unerwartete Entwicklungen gute Strategien zu entwickeln – mit offenem Ausgang. Das ist bei Gott anders.
Er reagiert nicht, sondern er regiert und agiert. Denn von ihm geht alles aus. Die Bibel beschreibt ihn als Urheber aller Dinge. Damit hat er die erste Ursache für alles gesetzt. Hinzu kommt, dass er allwissend und allmächtig ist. Das bedeutet: Er weiß – anders als wir – stets mit absoluter Gewissheit, welche Aktion zu welchem Ergebnis führt. Und er ist allmächtig und allgegenwärtig. Er kann also alles, und es entgeht ihm nichts. Die Bibel beschreibt daher vom Anfang bis zum Ende eine stringente, von Gott ausgehende und von ihm geführte geschichtliche Entwicklung der ganzen Welt. Es ist dabei nicht so, dass Gott durch einzelne menschliche Handlungen oder geschichtliche Entwicklungen überrascht würde und nun hektisch reagieren müsste.
Dies wirft natürlich schwerwiegende Fragen auf: Was ist dann mit all dem Bösen in der Welt? Dazu ist zu sagen: Gottes Regieren nimmt mir nicht die Verantwortung für das Gute oder Schlechte meines Tuns ab. Wenn ich lüge, dann bin ich der Lügner, und nicht Gott. Markus Majonica