Welchen Wert hat schon ein Spatz? Man kann fünf von ihnen für einen Spottpreis kaufen. Und doch vergisst Gott keinen Einzigen von ihnen.
Lukas 12,6
Lange Zeit hatte ich keine Spatzen mehr gesehen. Doch seit etwa zwei Jahren bevölkern diese putzigen Vögel unseren Garten. Im Frühling flog tagsüber ein richtiger Schwarm immer wieder durch unseren Garten. Mit gewagten kollektiven Flugmanövern landeten sie sehr gerne in einem großen Kirschlorbeer. Dort waren sie nicht mehr zu sehen, aber um so deutlicher zu hören. Sie machten einen Mordskrach. Sie kamen mir ein bisschen vor wie ein Rudel halbstarker Teenager, die sich mit ihren Rufen gegenseitig überbieten wollten.
Im vergangenen Jahr konnten wir schließlich beobachten, wie Spatzenpaare bei uns unter dem Dach ihre Nester bauten. Von der Terrasse aus wurden wir Zeugen der unermüdlichen Bemühungen der Spatzeneltern um ihre Jungen. Lautes Piepsen, Spatzenmama oder -papa flogen aus, kamen mit Nahrung zurück, krallten sich am Putz fest und versorgten den Nachwuchs. Wenn der eine Elternteil unterwegs war, lugte oft der andere aus dem Nest heraus und beäugte uns von oben. Wir hatten uns aneinander gewöhnt. Eines Tages allerdings fanden wir einen toten kleinen Spatzen auf unserer Terrasse. Wir vermuteten, dass sich das Tier aus dem Nest gewagt hatte und heruntergestürzt war. Das hat uns schon berührt, zumal wir die Fürsorge der Spatzen für ihren Nachwuchs so hautnah miterlebt hatten. Doch ich muss gestehen, dass dieses Geschehen auch wieder sehr bald aus unseren Köpfen verschwunden war. Was ist schon ein Spatz?!
Beim Schöpfer des ganzen Universums gelten auch Spatzen viel. Man meint, er sei seinen Geschöpfen gegenüber völlig gleichgültig. Aber das Gegenteil ist der Fall: Er behält »sogar« die Spatzen seiner Erde im Auge. Warum sollten wir Menschen dann denken, er wäre nicht auch um uns besorgt?
Markus Majonica