Wer selbst ein Handwerk gelernt oder wenigstens einmal einem Meister zugeschaut hat, der seinem Lehrling die Geheimnisse seiner Zunft beizubringen versuchte, der hat die älteste und gewiss auch effektivste Schulform erlebt. Learning by doing heißt das auf Neudeutsch. Indem der Lehrling nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch seinen Meister nachzumachen versucht, erlebt er vor allem zwei Dinge: einerseits seine eigene Hilflosigkeit und Ungeschicklichkeit und andererseits die scheinbare Widerspenstigkeit der zu behandelnden Objekte. Erst mit der Zeit lernt er, mit beidem umzugehen. Was dem Meister so leicht von der Hand zu gehen scheint, treibt ihm den Angstschweiß auf die Stirn. Diese Erfahrung ist weit mehr wert als alle theoretischen Kenntnisse, die ihm ein Unterricht im Klassenzimmer vermitteln könnte.
Bei Gottes Ausbildung seiner Jünger geht das genauso zu. Erst nach viel Übung werden sie in die Lage versetzt, den Meister wenigstens ansatzweise nachahmen zu können. Dazu ist viel Fleiß und Ausdauer nötig.
Jemand, der solchen stümperhaften Bemühungen zuschaut und selbst gar kein Jünger Christi ist, der mag leicht ein vernichtendes Urteil fällen. Doch müssen wir einem solchen Kritiker aufgrund der Bibel leider sagen, dass ihn Gott am Ende fragen wird, warum er zu stolz war, sich nicht selbst in Gottes Schule einzuschreiben.
Alle aber, die Gott um die Gnade gebeten haben, alles wegzuräumen, was zwischen Gott und ihnen stand, die wollen ihm von da an auch zu Gefallen sein, und das geht nur, wenn wir uns von ihm belehren lassen, damit wir ihn immer besser kennenlernen und unseren Mitmenschen zu einer immer wirksameren Hilfe werden können.
Hermann Grabe