Heute vor 50 Jahren wurde die Frankfurter Prostituierte Rosemarie Nitribitt ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Der Fall schlug damals hohe Wellen, denn während der Ermittlungen stellte sich heraus, dass die Nitribitt Beziehungen zu bedeutenden Persönlichkeiten gehabt hatte. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen und später in einem Kinderheim, erkannte sie schon als Teenager ihre körperlichen Vorzüge und verdiente ihr erstes Geld mit Prostituion. Zuletzt arbeitete sie in Frankfurt am Main. Sie kam zu viel Geld, so dass es sogar für einen schwarzen Mercedes 190 SL mit roten Ledersitzen reichte. Damit erregte sie ebenso viel Aufsehen wie mit ihren ausufernden Feiern in der Frankfurter Nobelgastronomie. Ihr schicksalhaftes Leben und Ende wurde mehrfach verfilmt, zuletzt 1996 von Bernd Eichinger (»Das Mädchen Rosemarie«). Bis heute beschäftigt der Fall Nitribitt die Gemüter, der Mord an ihr wurde nie aufgeklärt.
Ist es nicht bezeichnend, dass eine solch schillernde Persönlichkeit so großes Interesse hervorruft, obwohl ihr Leben nicht gerade vorbildlich war und sie zu denen gehörte, die die Grenzen des guten Geschmacks und der Moral kühn überschritten haben?
Im Tagesvers ist von dem leidenden Gottesknecht, dem Messias Jesus Christus, die Rede, der am Kreuz für unsere Sünden so schrecklich starb, dass ihn niemand anschauen mochte. »Er war verachtet«, heißt es weiter, »und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, wie einer vor dem man das Gesicht verbirgt.« Für uns Menschen hing Jesus dort am Kreuz, um unsere Sünden zu sühnen. Dafür sollte sich eigentlich jeder interessieren.
Joachim Pletsch