»Das ist jetzt aber wirklich der letzte Umzug!« So habe ich vor elf Jahren gedacht und es auch laut gesagt. Ich hatte einfach genug vom Umziehen. Warum?
Vor 53 Jahren bin ich in Jurjewka (Kirgisien) geboren. Fünf Jahre später ist meine Familie nach Wasiljewka umgezogen. Als ich ein Mädchen von 12 Jahren war, kamen wir nach Deutschland. Dort gab es so viel Neues für mich zu sehen, dass ich dachte, Deutschland sei die Vorstufe zum Himmel! Doch auch hier hörte das Umziehen nicht auf: Fünf Tage waren wir in Friedland, danach in Unna-Massen in einer Notwohnung. Später hat mein Vater dann für unsere Familie ein Haus gebaut. Doch mit 21 Jahren bin ich dort ausgezogen, weil ich geheiratet habe. Weiter ging die Reise: diesmal nach Meinerzhagen im Sauerland. Doch immer noch nicht genug der Umzüge: 10 Jahre später zogen wir mit unseren vier Kindern nach Russland, Dserschinsk. Dort lebten wir ein halbes Jahr in einem kleinen Haus mit nur 40 m² Wohnfläche ohne fließend Wasser; die Toilette war draußen und im Winter wurde es bis -35° kalt! Später konnten wir für ein Jahr in eine Stadtwohnung umziehen, bevor wir in unser erst notdürftig ausgebautes Haus einzogen. Als schließlich alles fertig renoviert war, mussten wir zurück nach Deutschland. Und hier stehe ich schon wieder vor einem Umzug!
Warum machen wir das? Sind wir »umzugssüchtig«? Nein, es waren einfach die Lebensumstände, die zu den jeweiligen Umzügen führten. So schwer mir das KistenPacken auch immer wieder fällt, so habe ich dadurch doch gelernt, dass ich hier auf der Erde letztendlich keine Heimat habe. Aber wenn ich einmal bei meinem Vater im Himmel bin, dann weiß ich, dass ich dort für immer bleiben kann. Auf diesen Tag freue ich mich. Anna Schulz