Das Jahr 2012 fing für die JVA Bochum-Krümmede nicht gut an. Am 16. Januar brach der erste Insasse aus. Der 50-jährige war seit gut 30 Jahren fast durchgehend in Haft, u.a. wegen schweren Raubes und sexueller Nötigung. Er hatte die Gitter seiner Fenster durchgesägt. Am 29. Januar folgte ein Mann, der als Kleinkrimineller galt, aber angeblich in Polen wegen eines Tötungsdeliktes gesucht wurde. Er konnte durch eine lockere Fensterscheibe flüchten.
Die Frage stellt sich allerdings: Was hatten diese Menschen mit ihrem Ausbruch gewonnen? Vom Tag der Flucht an wurden sie überall gesucht. Sie mussten stets damit rechnen, aufgegriffen oder verraten zu werden. Ein Leben in der Öffentlichkeit war ihnen verwehrt. Doch was viel schlimmer ist: Das Wissen um das, was sie getan hatten, konnten sie nicht abschütteln, dem Gefängnis ihres Gewissens nicht entfliehen. Es folgte ihnen, wo immer sie hingehen. Es mochte kurzfristig durch die eine oder andere Ablenkung aus dem Blick geraten - aber es war da.
Die beiden Ausbrecher kamen nicht weit. Der eine wurde nur knapp eine Woche nach seiner Flucht wieder festgenommen. Er war bei einem Ladendiebstahl ertappt worden. Die Flucht des anderen war noch kürzer. Bedienstete der JVA fanden ihn auf dem gefängniseigenen Dachboden. Wirkliche Freiheit hatten sie nicht gefunden, weder äußerlich noch innerlich.
Dabei ist der Weg in die Freiheit gar nicht so schwer: Die Mission des Gottessohnes ist, gerade den Menschen, die im Gefängnis ihrer Schuld gefangen sind, die Kerkertüren zu öffnen. Die irdische Strafe bleibt ihnen dadurch zwar häufig nicht erspart. Doch wenn die irdische Haft endet, dann sind sie wirklich frei. Markus Majonica