»Mach dir doch nicht so viel Gedanken um den Text des Liedes«, rät mir mein Freund und Musikexperte Harald. Der Song und sein Text haben mich berührt, und ich kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, zumal ich annehme, dass der Texter die Hörer ansprechen will. Warum sonst spielt die Liebe in den Texten so eine große Rolle?
Das Lied »Ist doch alles egal« singt die sympathische Beatrice Egli. Ihre Liebe wird durch Untreue beantwortet. Dass er ihr gegenüber treulos und herzlos ist, bricht ihr das Herz. Sie liegt stundenlang wach und möchte ihn für sein Verhalten hassen. Er entschuldigt sich und erklärt: »War nur aus Versehen.« Sie glaubt ihm nicht und will ihn zum Teufel schicken. Im tiefsten Inneren aber ist sie ihm hörig und sehnt sich mit allen Fasern ihres Herzens nach ihm und wird wieder schwach.
Acht Mal singt sie: »Ist doch alles egal.« Sie will alles noch mal und Liebe total. »Wenn es den Teufel gibt, soll er mich holen, und wenn es die Hölle gibt, will ich in ihr schmoren. Ist doch alles egal.« Der Texter hat mit wachen Sinnen beobachtet, was sich in unseren Gedanken und Herzen abspielt und dann oft auch ausgelebt wird. Das belegt die nüchterne Statistik, wonach häufig Ehen wegen Untreue geschieden werden.
Das Lied hätte auch »Frau Potifar« damals in Ägypten texten können. Sie hatte nur ein Ziel: mit dem hübschen, tüchtigen Josef ins Bett zu gehen. Jedes Mittel war ihr recht, um ans Ziel zu kommen. Josef aber weigerte sich und erklärte: »Ich kann nicht gegen Gott sündigen und mit der Frau meines Chefs schlafen!« Daraufhin rächt sie sich hasserfüllt. Josef wusste: Es gibt die Hölle und den Teufel. Er wollte aber nicht »vom Teufel geholt werden« und auch nicht »in der Hölle schmoren«!
Detlef Kranzmann