Florian war wirklich ein guter Junge. Seine Eltern hatten ihre Freude an ihm. Sonntags ging er gern zu den Gottesdiensten, und schon bald arbeitete er in Jungschar- und Teenie-Gruppen mit. Auch in der Schule lief alles bestens.
Als er ins Berufsleben eintrat, merkte er, dass die ihm anerzogenen Tugenden auch hier eine steile Karriere versprachen, weil Pflichtbewusstsein und diszipliniertes Arbeiten immer seltenere Tugenden wurden. So arbeitete er fast Tag und Nacht. Dabei blieb nur wenig Zeit für die Gemeinde und für den stillen Umgang mit Gott. Und je weiter er sich von Gott entfernte, umso hemdsärmliger wurden auch seine Methoden im Umgang mit eventuellen Konkurrenten. Er wusste sich durchzusetzen. Seine innere Leere versuchte er immer häufiger mit aufwendigen Urlaubsreisen auszufüllen. Und schließlich hatte er noch die Chance, die attraktive Tochter seines Chefs zu heiraten. Die war allerdings nur um den Preis zu haben, dass er von seiner frommen Erziehung nichts mehr durchschimmern ließ.
Die »Dornen« des Gleichnisses aus der Bibellese hatten allen »guten Samen« abgewürgt.
Wir wollen nur hoffen, dass Florian auf den richtigen Weg zurückfindet. Gott hat natürlich viele Möglichkeiten, das durchzusetzen. Seine Erziehungsmittel sind allerdings meistens sehr schmerzlich, weil es auch nichts bringt, wenn man die Dornen nur schnell oben abschneidet. Sie müssen mit den Wurzeln beseitigt werden, sonst wachsen sie wieder neu. Dazu muss man den ganzen Garten tief umgraben. Und jeder kann verstehen, dass das nur ein Bild für eine harte Kur sein kann.
Peter Lüling