Der Königin von England muss man Bewunderung zollen. Seit einem halben Jahrhundert steht sie an der Spitze eines Staates, der wie wenige andere die Weltgeschichte beeinflusst hat. Während jedoch die erste Elisabeth vierhundert Jahre vorher den Aufstieg Englands zur Weltmacht einleitete, war es der zweiten Elisabeth beschieden, Königin eines absteigenden Großbritanniens zu sein. Die Anstrengungen, die England in den beiden Weltkriegen auf sich nehmen musste, waren zu groß, um die alte Stellung in der Welt nach den Kriegen halten zu können. Selbst im Vergleich mit den europäischen Mächten schnitt Großbritannien nicht mehr gut ab. Fotos von Elisabeth zeigen meist eine Königin, die zu wissen scheint, welch schweres Amt sie bekleidet. Doch tut sie diszipliniert auch weiterhin das, was die Nation von ihr erwartet.
Gott, der das All regiert, gibt auch den Staaten dieser Erde ihre Zeit. Er bestimmt die Zeit ihres Aufstiegs und ihres Niedergangs. Und er macht das Ende eines Reiches nicht unbedingt an der politischen Qualität der gerade regierenden Person fest. Bei Gott gilt überhaupt ein ganz anderer Maßstab. Für ihn zählt nicht, was in menschlichen Augen groß oder klein, mächtig oder gering ist. Er ist souverän in seinen Entscheidungen. Das Niedrige erhöht er, und solche, die sich selbst erhöhen, erniedrigt er. Ein Mensch, der weise sein will, tut gut daran, sich vor Gott zu demütigen, um von ihm erhöht zu werden. Das gilt auch für die Königshäuser dieser Erde. Und wenn Regierende nach diesem Grundsatz handeln, dann kann das durchaus auch zum Wohl ihres Landes sein. Karl-Otto Herhaus