Der Sonntag war einst ganz anders im Ablauf einer Woche eingebettet. Denn bis einschließlich Samstag wurde gearbeitet: auf dem Feld, in der Werkstatt, in der Fabrik und im Haus. Die einzelnen Arbeitstage waren auch länger und körperlich wesentlich anstrengender. Der Sonntag unterbrach die Mühen der Woche, lud dazu ein, an das zu denken, was sonst noch gilt: an Gott, an die Mitmenschen und alle schönen Dinge. Der Gottesdienstbesuch war selbstverständlich, doch nicht als Pflicht, Tradition oder Mühe. Andacht und christliche Unterweisung war eine geschenkte Zeit zur Erholung und Erbauung für die ganze Familie. Immer unter Spannung zu stehen – auch der Freizeit-Stress gehört dazu – macht die Seele müde.
In Zeiten wirtschaftlicher Flaute wird der Ruf laut nach Auslastung von Energie und Maschinen »rund um die Uhr« und »alle Tage der Woche«. Ohne Sonntag aber gibt es nur noch Werktage. Andererseits ist der Sonntag in der modernen Wochenendkultur nur noch ein Teil des Wochenendes, welches vielfach schon am Freitagmittag beginnt. Nur wo es noch richtige »Werktage« gibt, gibt es auch den echten »Sonntag«.
Wozu soll man nun den Sonntag nutzen? Gehen Sie doch mal wieder in den Gottesdienst oder nehmen Sie sich Zeit, in der Bibel zu lesen. Widmen Sie sich Ihrer Familie und versuchen Sie, Alternativen zum »Freizeit-Stress« zu entwickeln. Vielleicht können Sie auch einmal einen Besuch machen oder sich um einen Menschen kümmern, der einsam ist. Nutzen Sie Ihre Zeit auch für Gespräche, die eigentlich schon längst einmal dran waren, statt sich dem Diktat des Fernsehprogramms zu beugen. Karl-Heinz Gries