Ich war vier Jahre alt und schaute unserer Hauswirtin beim Bepflanzen ihres Gartens zu. Als dann irgendwer von Pantoffelblumen schwärmte, habe ich gemeint, etwas Gutes zu tun, indem ich heimlich ihre Pantoffeln mit meiner kleinen Schippe »einpflanzte«. Irgendwann lugten die Pantoffeln aus dem Boden. Die Besitzerin grub sie aus, und ich sehe noch heute, wie die Polsterung zwischen der Unter- und der Obersohle in dunklen Fäden hervorschaute. Sie waren gründlich verdorben.
Nicht nur Vierjährige handeln so, sondern wir Erwachsenen in vielen Fällen auch. Die christlichen Liedermacher Jörg Swoboda und Theo Lehmann texteten dazu: »Gut gemeint und schlecht gemacht, oberflächlich ausgedacht ist so vieles, es verdorrt ohne dein Wort.« In meinem Fall war es zwar nicht verdorrt, sondern verrottet; aber deshalb war es genauso unbrauchbar geworden.
Das Beziehungsgeflecht zwischen uns Menschen ist eine sehr komplizierte Angelegenheit. Wenn wir zu oberflächlich nachdenken, können wir großes Unheil anrichten. Gottes Wort will uns vor irreparablen Schäden im Umgang mit unseren Lieben bewahren, indem es uns über ein ersprießliches Miteinander belehrt.
Unser Tagesvers gibt uns einen guten Hinweis darauf, wie wir uns und andere vor übereilten Äußerungen oder Handlungen schützen können: Da erlaubte der große Perserkönig dem Nehemia, einen Wunsch zu äußern. Na, solch eine großartige Gelegenheit verleitet doch manchen, schnell etwas zu sagen, was einem hinterher leidtut. Nehemia aber war offensichtlich gewöhnt, nicht sofort seine Gedanken und Wünsche zu äußern, sondern vorher Gott um Rat und Beistand zu bitten.
Sollten wir uns seine Vorgehensweise nicht auch aneignen?
Hermann Grabe