Auf den ersten Blick scheint es nur ein Generationsproblem: Die Jüngeren behaupten, dass die Alten stets ab 20. Uhr ihr Stammprogramm sehen, egal wie langweilig die gebotene Schau oder der Kinofilm von 1957 mit Grete Weiser und anderen jeweils ist.
Die Älteren behaupten, dass sie im wesentlichen nur Nachrichtensendungen sehen. Sie beklagen dagegen den unkritischen Umgang der Jugend mit einer nahezu ganztägigen Berieselung mit Musiksendungen oder Action-Filmen »... und das auch während der Erledigung der Schulaufgaben!«
Inzwischen kommt eine neue Ehrfurcht der Älteren auf, genährt durch technische Unwissenheit. Und: Anscheinend ist der Sohn nun bildungsinteressiert. Vater hat ihm einen Internet-Anschluss bezahlen dürfen. Junior holt sich jetzt brandaktuelle Informationen für den Schulunterricht aus dem Datennetz. Scheinbar: Denn tatsächlich »surft« er wie ein Wellenreiter durch Freizeitbildchen, Musikangebote, Autowerbung - und vergisst das Lernen. Bedenken wir auch, dass die gesamte Kommunikations-Hierarchie durcheinander gerät, d.h. wer informiert wen und leitet ihn dadurch auch teilweise in festen Bahnen?
Für Erzieher kann das nur heißen, dass sie verstärkt eine Art Medienkompetenz erarbeiten müssen; denn zum einen gibt es bis heute keine annähernd gute Navigation durch die weltweiten Info-Angebote. Zum anderen ist der Nebel zu lichten, den eine unkritische Werbung bezüglich des Nutzens einer Multi-Media-Welt verbreitet. Klaus Spieker