Jedes Jahr werden Schlagworte gesucht, die am meisten genannt wurden. Für das Jahr 2001 hat der Terroranschlag am 11. September in New York ein solches Wort in den Mittelpunkt gerückt: Spaßgesellschaft. Dieses eigentlich nicht neue Wort gewann eine neue Bedeutung. Die Lebensdevise vieler Menschen wurde damit hinterfragt, Lebensfundamente wurden freigelegt, deren Zerrüttung ans Tageslicht kam. Der Individualismus wich einer neuen Kollektivität. Man rückte wieder enger zusammen. Was vorher so wichtig schien – der Spaß –, war jetzt plötzlich nebensächlich. Das Verlangen nach biblischen Aussagen lief für kurze Zeit einer unpersönlichen Religiosität den Rang ab. Die Kirchen waren wieder voll. Beten war keine Peinlichkeit mehr.
Monate danach: Vieles ist vergessen und verdrängt. Es hat sich gezeigt: Die Bastionen der Spaßgesellschaft haben dem Sturm getrotzt, der über sie hinweggefegt ist. Uns wurde zwar die gelbe Karte gezeigt, aber das Spiel des Lebens geht weiter wie bisher. Gott wurde wieder zum Statisten degradiert. Der Mensch lebte wieder vom Brot allein!
Kurt Tucholsky schrieb einmal: »Lasst uns das Leben genießen, so lange wir es nicht begreifen!« Ich weiß nicht, ob Tucholsky das Begreifen menschlichen Lebens in Verbindung gebracht hat mit Jesus Christus, der letztlich das Leben ist. Aber eines steht fest: Wenn Jesus im Zentrum unseres Lebens ist, sind Freude und Spaß nicht aus unserem Lebenskontext ausgeblendet. Im Gegenteil. Aber die Relationen werden zurechtgerückt und die Motivation unserer Freude ist eine andere; und sie endet auch nicht in dieser sichtbaren Welt, sondern mündet ein in die ewige Gemeinschaft mit Gott. Rudolf Gerhardt