»Warum musste mein Volk Israel mehr leiden als alle anderen Völker der Erde?«, fragte ein an Christus gläubiger Israeli unsere deutsche Reisegruppe und antwortete selbst: »Ich bin davon überzeugt, dass unser Vater im Himmel sein Volk Israel, das eigene Wege ging, durch all diese Leiden zu sich zurückführt.«
Ist so ein Glaube nicht naiv - angesichts der Ungerechtigkeit im Holocaust, insbesondere im Massenmord an Millionen unschuldiger Kinder? Ist da ein gerechter und allmächtiger Gott überhaupt denkbar? Schon vor 3.000 Jahren quälte den Dichter des 73. Psalms im Prinzip dieselbe Frage. Nach langem Suchen sah er ein, dass es unlogisch und ungebührlich ist, dem allmächtigen Gott Vorwürfe zu machen und bekannte: »Ja, Gott ist Israel gut, denen, die reinen Herzens sind.« Gott gibt den Menschen eine Zeitlang die Freiheit zu tun, was sie wollen. Dabei benutzt er in seiner Allwissenheit auch die Bosheit der Menschen, um sein gutes Ziel zu erreichen. Dieses besteht darin, dass sein Volk Israel und alle Menschen, die sich nach Gerechtigkeit sehnen, zum freiwilligen Vertrauen auf Gott finden. Da Gott ewig ist, steht er unter keinerlei Zeitdruck bei der Verwirklichung seiner Pläne. Und alle, die unschuldig gelitten und an Gott festgehalten haben, werden in Gottes Reich erleben, dass Gott gütig und gerecht ist und auch auf dieser Erde zu seiner Zeit ein vollkommen gerechtes Gericht ausführen wird. Der Glaube an einen gerechten und allmächtigen Gott ist daher auch heute nicht naiv; er erweist seine Echtheit im geduldigen Warten auf die Erfüllung von Gottes Zeitplan. Hartmut Ising