Es ist für mich ein tief bewegender Anblick: Ich schaue vom Ölberg auf Jerusalem, den Tempelplatz, die hellgelb leuchtenden Steine der Stadtmauer mit ihren ehrwürdigen Toren und Zinnen. Was hat sich hinter ihrer Mauer an Freude und Leid abgespielt? – Bis heute.
Jerusalem, die Stadt, in der Gott die Treue zu seinem Volk über viele Generationen vor den Völkern bewiesen hatte. Trotz der Untreue seines Volkes sandte Gott schließlich seinen Sohn, Jesus Christus, vom Himmel auf diese Erde. Mit viel Geduld und Liebe hat er ihnen die Notwendigkeit und den Weg zur Rettung durch Buße und Umkehr verkündigt. Sein ganzes Leben war ein Beweis für die Sorge um seine zerstreute Herde. Unermüdlich hat er ihnen die Wahrheit gesagt und vorgelebt. Er wollte sie vor dem kommenden Gericht in Sicherheit bringen. Aber die Menschen ließen diese große Gelegenheit ungenutzt vorübergehen. Sie wollten ihn nicht aufnehmen. Arrogant lehnten sie sein Rettungsangebot bewusst ab. Für Jerusalem und ganz Israel hatte das schlimme Folgen. Das Volk wurde in alle Welt zerstreut und zu einem Spielball der Völker. »Ach, hättest du doch auf meine Worte geachtet!« (Jesaja 48,18), klagt Gott.
Heute wirbt Gott erneut, nicht nur um Jerusalem, sondern auch um uns. Schlimm wird einst die Selbstanklage für die sein, die Gottes Angebot in seinem Sohn verschmähten: »Wir hätten gerettet sein können; aber nun ist alles zu spät – eine Ewigkeit lang.« Warum gibt der Mensch kurzlebigen und zweitrangigen Dingen den Vorzug? Warum ergreift er die große Chance seines Lebens nicht? Ist es sein stolzes Herz, dass sich vor Gott und seinem Sohn nicht beugen will? Siegfried Lambeck