Vor einigen Wochen waren wir in Wien, um dort eine Gemeinde und auch viele Einzelpersonen zu besuchen. Doch an einem Vormittag fanden wir auch Zeit, ein wenig diese wegen ihrer Schönheit berühmte Stadt anzuschauen. Wohin sollten wir gehen? Wir entschieden uns für den Stephansdom, in dem die Habsburger Kaiser gekrönt wurden.
Er ist tatsächlich gewaltig groß und prächtig und mit allem erdenklichen Zierrat versehen, allerdings war es drinnen auch schrecklich kalt. Während wir die vielen Besuchergruppen beobachteten, deren Führer in den unterschiedlichsten Sprachen ihre Erklärungen machten, musste ich an das biblische Babel denken und an die dort geschehene Sprachenverwirrung.
Plötzlich fing ein Kind ganz laut zu weinen an. Ob es zu einer der anwesenden Schulklassen gehörte? Wodurch mochte es so erschreckt worden sein, dass es gar nicht wieder aufhören wollte, so laut zu schreien? Am liebsten wäre ich hingegangen, um es zu trösten. Die aus verschiedenen Ecken des gewaltigen Doms kommenden Echos machten das hinausgeweinte Elend erst richtig ergreifend und erschrecklich.
Ich musste an die vielen, vielen denken, die diesen Dom erbaut und finanziert hatten, um für Gott ein Haus zu bauen, damit sie ihm nahe sein könnten. Doch wie großartig müsste solch ein Haus eigentlich sein? In unserem Tagesvers sagt der König Salomo, dass sein Tempel bei weitem nicht großartig genug war. Aber solch ein Aufwand ist auch gar nicht nötig. Denn Gott ist überall zu finden, in solch einer hohen, eiskalten Kirche, aber auch zu Hause oder irgendwo sonst. Er hört das Weinen der Einsamen, der Verängstigten. Er sieht auf unser Herz, ob es aufrichtig ist und wir wirklich alle Hoffnung allein auf Gott setzen. Anna Schulz