Hier wie auch im weiteren Verlauf spielt der Apostel Petrus auf den jüdischen Tempel in Jerusalem an. Damit gibt er seinen Lesern Anschauungsunterricht. Nun, das Hauptgebäude des Tempels war auf einen Felsen gebaut. Diesen kann man heute noch in dem »Felsendom« besichtigen. Man erkennt auch trotz der Verunstaltung durch die Kreuzfahrer noch sehr gut die beiden großen Abplattungen, die früher eine Ecke des Hauptgebäudes bildeten. Von dieser Ecke, dem »Eckstein« (siehe 1.Petrus 2,6.7), her war der gesamte Tempelbau ausgerichtet. Und auf dem Felsen stand die Bundeslade mit den Gesetzestafeln und einigen anderen Gegenständen. Die Wände des Tempels bestanden aus quaderförmig behauenen Steinen, die ohne Mörtel aufeinander gesetzt waren. Und diesen Ort hatte Gott als seine Wohnung auf der Erde gewählt.
Das nimmt Petrus zum Vorbild, um einen wichtigen Aspekt der christlichen Gemeinde zu erklären. Diese ist nämlich auch Gottes Tempel oder Haus. Aber im Gegensatz zu dem jüdischen Tempel besteht dieses Haus aus lebendigen Steinen. Will sagen: aus im biblischen Sinn gläubigen Menschen. Ein Gebäude aus Holz oder Stein hat im Neuen Testament im Gegensatz zum Alten keine symbolische Bedeutung. Eigentlich ist es nicht ganz korrekt, wenn ein Christ sagt: »Ich gehe in die Kirche.« Vielmehr bilden die Christen selbst die Kirche oder Gemeinde. Gemeinde Gottes hängt also nicht von bestimmten »heiligen« Mauern ab, sondern vom Miteinander im tagtäglichen Leben der Gläubigen. Wenn sie sich versammeln, wohnt Gott bei ihnen; denn er hat versprochen, da zu sein, wo sich zwei oder drei im Namen Christi versammeln. Uwe Stötzel