Mitten im Gewühl einer Menschenmenge sieht man nicht den Einzelnen, sondern nur die sogenannte »graue Masse« - jeder erscheint gleich, wird gar nicht oder nur ganz kurz wahrgenommen. Weil alle nur auf sich selbst konzentriert sind, hastet man aneinander vorbei, ohne innezuhalten und ohne ein Interesse füreinander. Ob im Fußballstadion, im Einkaufscenter oder beim Open-Air-Konzert - alles nur eine graue Masse!
Als Jesus während eines jüdischen Festes in Jerusalem war, ging er an einen Ort, wo eine »graue Masse« von Kranken war. Von ihm können wir lernen, in der Masse den Einzelnen zu suchen und zu sehen, der Hilfe braucht und dem wir uns deshalb zuwenden sollten: »Es war aber ein gewisser Mensch dort, der 38 Jahre mit seiner Krankheit behaftet war« (Johannes 5,5). Jesus heilte ihn und eröffnete ihm damit wieder eine Lebensperspektive. Später sprach er ihn dann noch auf seine Sünde an: »Sündige nicht mehr, damit dir nichts Schlimmeres widerfahre!« (Vers 14).
In einem Heft mit christlichen Sprüchen las ich folgenden Satz, der recht gut dazu passt: »Die graue Masse wird unter der Liebe Gottes zu lauter Nächsten.« Das hat mich herausgefordert und mir einen neuen Impuls gegeben, die Menschen um mich herum nicht mehr nur als eine anonyme graue Masse, sondern anders anzusehen. Ich halte Ausschau nach einem, dem ich der Nächste werden könnte und der dadurch auch mein Nächster wird. Vielleicht kann ich ihm jemand sein, der ihm weiterhilft und neue Hoffnung gibt. Denn Hoffnung gibt es für uns, weil Jesus in unsere Welt kam und für uns Sünder am Kreuz gestorben ist. Auch wir sind keine »graue Masse« für Gott. Seine Liebe zeigt sich darin, dass er uns in Christus unsere Sünden vergibt - wenn wir es zulassen.
Joachim Pletsch