In mittelalterlichen Kirchenportalen finden sich manchmal schmale Schlitze in der Mauer, in denen die Besucher ihre Waffen stumpf machen mussten. Man fürchtete selbst in der Kirche, dass dieser oder jener mit einer scharf geschliffenen Waffe auf dumme Gedanken kommen könnte.
Leider hat man sich heutzutage auch gegen das scharfe Schwert aus unserem Tagesspruch Methoden ausgedacht, wie man es stumpf und unwirksam machen kann. Das geht natürlich in Wirklichkeit nicht, aber es reicht ja, wenn die Leute glauben: »Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird«. Auch kann man sich darauf beschränken, nur tröstliche Texte zu lesen, ohne die Bedingungen zu nennen. Andere wieder rauben der Bibel die Durchschlagskraft, indem sie verkünden, vieles darin sei überholt oder einfach falsch und im Stil orientalischer Fabeln geschrieben, richtig könnten wir die Bibel nur verstehen, wenn sie »entmythologisiert« sei usw.
So ist es kein Wunder, dass die Bibel zwar viel verkauft, aber wenig gelesen wird. Wer sich aber der Botschaft der Bibel stellt, wird erfahren, dass sie auch heute noch Menschenherzen und -leben verändern kann. Vor allem aber begegnen wir in ihr dem Herrn Jesus Christus, ohne den wir alle ewig verloren wären. Eigentlich müsste das reichen, nichts höher zu schätzen als dies Wort des lebendigen Gottes.
Wer klug ist, versucht nicht, Gottes Wort stumpf zu machen, sondern setzt sich ihm ehrlich aus. Das mag manchmal wehtun, aber am Ende kommt etwas dabei heraus, an dem wir selbst und Gott und Menschen Freude haben.
Hermann Grabe