Am Jahresanfang 2000 wurde es immer klarer: Die Leute, die sich vorgenommen hatten, eine »moralische Wende« in Deutschland heraufzuführen, hatten sich in dunkle finanzielle Machenschaften größten Ausmaßes verstrickt und Gesetze übertreten, die sie als Regierende und Parlamentarier selbst beschlossen hatten.
Wer sich allerdings gar nicht vorstellen kann, wie man so etwas tun mag, verrät, dass er noch keinen ehrlichen Blick in seine eigene Seele gewagt hat. Tut man das nämlich, entdeckt man auch bei sich diverse Geheimfächer, sozusagen »schwarze Konten«, deren Inhalt nicht nur von Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit und sorglosem Umgang mit anderer Leute Eigentum handelt, sondern auch von manchen Heimlichkeiten, die, kämen sie heraus, unser Image ähnlich gründlich ruinieren würden wie das jener Politiker, zumindest vor dem Ehepartner und den Bekannten, vielleicht auch in der christlichen Gemeinde, zu der man gehört.
Immer wieder fordert die Presse bei den Verfehlungen der Politiker »rückhaltlose Offenheit«, aber das ist eine fast unerfüllbare Forderung. Die Schande wäre zu groß, die grinsende Schadenfreude zu gemein, der Fall zu tief; darum wehrt man sich seiner Haut, so gut es geht, und gibt immer nur das zu, was schon bekannt geworden ist.
Man kann sich nur völlig ausliefern, wenn man weiß: Da ist einer, der mich auffängt, der mir nichts vorwirft, wenn ich zu meiner Schuld stehe. Und nun steht in der Bibel, dass Gott so sei. Er weiß ja längst, was wir so ängstlich unter dem Deckel halten wollen, und doch bietet er uns seine Vergebung an. Lesen Sie einmal in Lukas 15! So ist Gott!
Hermann Grabe