Raoul Wallenberg wurde am 4.8.1912 in Stockholm als Sohn einer der wohlhabendsten Familien Schwedens geboren. Mit 32 Jahren kam er als junger Diplomat am 9. Juli 1944 in die ungarische Hauptstadt Budapest, wo nur noch 200.000 von einst 700.000 Juden lebten. Fast eine halbe Million Menschen waren dem von Adolf Eichmann geleiteten nationalsozialistischen Terror in Konzentrationslagern und Gaskammern bereits zum Opfer gefallen. Um noch so viele wie möglich zu retten, stellte ihnen der Schwede sogenannte Schutzpässe aus, welche die jeweiligen Inhaber als schwedische Staatsangehörige auswiesen. Innerhalb kurzer Zeit baute er eine Organisation auf mit 400 Helfern und Ärzten, mit zwei Krankenhäusern, Suppenküchen, Kindergärten und 32 sogenannten Schutzhäusern, in denen Tausende Juden Unterschlupf fanden. Auf diesen Häusern wehte die schwedische Flagge, sie standen also unter schwedischer Hoheit. Trotzdem stürmten Pfeilkreuzer, die treuesten Verbündeten Hitlers in Ungarn, im Dezember 1944 einen der Kindergärten und erschlugen 78 jüdische Kinder. Da griff der schwedische Diplomat zu einer außergewöhnlichen Maßnahme: Er stellte eine Truppe junger und »arisch« aussehender Juden zusammen, steckte sie in SS-Uniformen und ließ sie mit der Waffe in der Hand die Schutzhäuser gegen ähnliche Überfälle verteidigen. So rettete der mutige Schwede Tausenden von Juden das Leben. Dafür hat man ihm nach dem Zweiten Weltkrieg Denkmäler gesetzt, Straßen und Plätze nach ihm benannt und sein Leben verfilmt. Am 5. Oktober 1981 ernannte ihn die USA sogar zum Ehrenbürger. Er selbst aber wurde nach Rußland verschleppt und ist dort verschollen. Karl-Heinz Gries