Sollte ich wirklich Gefallen haben am Tod des Gottlosen, spricht der Herr, HERR, nicht vielmehr daran, dass er von seinen Wegen umkehrt und lebt?
Hesekiel 18,23
Diesen Spruch (zu deutsch: Jeder Heilige hat eine Vergangenheit und jeder Sünder eine Zukunft) sieht man heute auf vielen Postkarten, T-Shirts und sogar Tattoos. Ursprünglich findet sich das Zitat aber nicht, wie man vermuten könnte, in einem religiösen Text. Es stammt vielmehr aus der Komödie »A woman of no importance« (»Eine Frau ohne Bedeutung«) des irischen Schriftstellers Oscar Wilde. Der Zusammenhang des Buches und des Dialogs, dem diese Aussage entnommen ist, macht deutlich, dass Wilde hier nicht etwa die Gnade Gottes hervorheben wollte. Er ironisiert damit vielmehr die - aus Wildes Sicht - Prüderie des viktorianischen Zeitalters in Großbritannien. Wilde denkt in seinem Leben wie in seinen Romanen den »Heiligen« eher als langweiligen und den »Sünder« eher als den eigentlich faszinierenden Typen.
Dennoch drückt dieser Satz, gewollt oder nicht, grundlegende biblische Wahrheiten aus, die der Wirklichkeit Gottes entsprechen: Einen Mensch, der Gott seine Sünden bekennt und für sich in Anspruch nimmt, dass Gottes Sohn die Strafe für seine Sünden getragen hat, den nennt die Bibel tatsächlich vollkommen gerechtfertigt und geheiligt. Und das gilt unabhängig davon, welche Vorgeschichte ein solcher Heiliger hat. Er kann die größte Schuld auf sich geladen haben. Doch Gottes Gnade tilgt die Sünden der Vergangenheit. Ein Mensch, der die Gnade Gottes erlebt, muss sich nicht mehr mit seiner Vergangenheit abmühen. Er kann ein neues, geheiligtes Leben beginnen. Damit verbunden ist die Zusage für jeden Sünder, der diesen Schritt noch nicht gemacht ist: Ganz gleich, wie dein bisheriges Leben war, wenn du dich heute für Gott entscheidest, dann hat dein Leben eine neue, ewige Zukunft.
Markus Majonica