Zu Beginn einer Teenagerfreizeit im Berchtesgadener Land muss ich einen Mitarbeiter am Bahnhof abholen. Es sind nur 10 Minuten Fahrt. Auf der kurzen Strecke sehe ich einen Anhalter am Straßenrand, halte an und frage: »Wohin soll's gehen?« Auch er möchte zu dem gleichen Bahnhof - na, das passt ja hervorragend. Der Tramper wirft den Rucksack auf den Rücksitz und bedankt sich im Voraus.
Spontan frage ich den Tramper nach seinem Verhältnis zu Gott. Völlig konsterniert schaut er mich an und schluckt nur wortlos. »Pardon, ist dir das Thema zu unangenehm?« - »Nein, gar nicht«, antwortet der Anhalter. »Es ist nur so: Ich stand vorhin am Straßenrand und wartete vergeblich auf einen, der mich mitnimmt. Da kam nach einer Viertelstunde ein Mann zu Fuß vorbei und schenkte mir eine Bibel - einfach so.« - »Na, dann hat es Gott ja heute auf dich abgesehen!«, erwidere ich nur kurz. »Es ist aber noch viel unglaublicher,« stammelt der Mitfahrer. »Als ich in der Bibel blätterte, wurde ich an meinen Kinderglauben erinnert. Mit Gott hatte ich nämlich lange nichts mehr zu tun. Das Letzte war ein CVJM-Zeltlager, aber das ist schon Jahre her. Dann hab' ich ein Experiment gemacht. Zum ersten Mal seit langer Zeit habe ich gebetet: »Gott, wenn du wirklich da bist, dann schick' mir bitte ein Auto, das mich noch pünktlich zum Bahnhof bringt.« Und jetzt schickt Gott nicht nur irgendjemanden, sondern ...« Uns beiden kommen Tränen in die Augen, als wir den »unmöglichen« Zufall realisieren. Vor dem Bahnhof haben wir beide noch genügend Zeit, miteinander zu beten. Der junge Mann aus Bremen knüpft wieder mit Gott an. Oder war es Gott, der wieder mit ihm anknüpfte? Ist Gott nicht großartig?
Andreas Fett