Komischer Bibelvers – oder? Etwas Selbstverständlicheres gibt es doch gar nicht. Aber ich freue mich schon jahrelang daran, sooft ich diesen Vers lese, denn er zeigt mir: Es gibt, solange wir leben, immer die Möglichkeit zu einem Neuanfang.
Simson hatte sich durch seine Sorglosigkeit in eine buchstäblich aussichtslose Lage gebracht. Mit ausgestochenen Augen lag er im Kerker und musste Schwerstarbeit verrichten. Aber dort hat er sein Verhältnis zu Gott wieder in Ordnung gebracht. Das ist mit unserem Bibelvers gemeint, denn das besondere Zeichen als »Geweihter Gottes« waren seine langen Haare.
Wenn sich an den äußeren Umständen auch nicht viel änderte und er »die Suppe auslöffeln musste, die er sich eingebrockt hatte«, so erschien doch alles in einem neuen Licht, als er sich wieder der göttlichen Vergebung sicher war. Seine alte Kraft kam ihm wieder, wenn auch nicht sein Augenlicht. Er durfte dann noch einen großen Sieg erleben, bei dem er allerdings selbst mit umkam.
Gott hätte ihm auch das Sehvermögen wieder geben können; aber er kannte seinen Simson, und darum hielt er es für besser, ihn in den Himmel und in Sicherheit zu bringen, ehe er wieder anfing, auf sich und seine Kraft zu vertrauen und neue Dummheiten zu machen. Wir sehen an dieser Geschichte, dass es für Gott nie zu spät ist, wenn wir nur zu ihm umkehren. Manch einer muss ein Leben lang für eine falsche Entscheidung, für einen Fehltritt, geradestehen, aber das Wesentliche für einen Christen ist, mit Gott in Frieden zu leben. Dies Bewusstsein lässt jede Schwierigkeit erträglich sein und macht uns sensibel für die Nöte anderer.
Hermann Grabe